Fundamentalanalyse in der Praxis

Aus Trading-Labor
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Welche Erkenntnisse kann man aus der Fundamentalanalyse gewinnen?


Dazu habe ich 5 TecDax-Aktien mit ihren Kennzahlen vorbereitet, mit Bechtle und Cancom zwei vergleichbare IT-Dienstleister und mit Medigene und Morphosys zwei Biotech-Unternehmen. Ergänzt wird die Liste durch Dialog Semiconductor aus der Halbleiter-Branche.


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Die Übersicht zeigt ganz gut wie wichtig es ist, den Aktien (Sub-)Branchen zuzuordnen. Nur so lassen sich Aktien vergleichen. Ansonsten sind die Bewertungsniveaus z.B. zwischen IT-Dienstleistung und Biotech zu unterschiedlich. Ebenso wichtig ist die Kenntnis über die Marktkapitalisierung. Schwergewichte sind nicht so volatil und daher nicht ganz so riskant, haben aber häufig allein schon wegen der Größe nicht die großen Wachstumsaussichten wie kleinere Werte, die ihr Wachstum noch vor sich haben.

Nicht aus den Augen sollte man die Profitabilität, das Wachstum und die Rentabilität des Unternehmens verlieren. Ein nicht profitables Unternehmen ist auf dem Weg in den Konkurs, wenn es nicht rechtzeitig profitabel wird, denn es verbrennt jedes Jahr das immer kleiner werdende Eigenkapital.


Bechtle und Cancom sind solide Wachstumsunternehmen, zwar mit geringem aber stetigem Wachstum und einer geringen Rentabilität, aber sie steigern jedes Jahr ihre Umsätze, Gewinne und Devidenden. Bechtle ist bereits etwas größer, ist aber etwas günstiger bewertet als Cancom. Sollte man mit Bechtle deswegen die etwas leichter bewertete (KGV, KUV, KBV) Aktie kaufen oder lieber die kleinere und etwas teurere Cancom? Ich würde stets eher die kleinere Aktie kaufe, weil ich hier noch etwas mehr Wachstum erwarten würde. Das wäre die reine fundamentale Perspektive. Eine Kaufentscheidung würde ich aber auf Basis dieser Fundamentaldaten ohnehin nur technisch in der Trendanalyse treffen.

Bei den beiden Biotech-Unternehmen Medigene und Morphosys ist die fundamentale Lage völlig anders und daher auch in keinster Weise vergleichbar mit den den IT-Dienstleistern. Hier stehen Gewinne, Wachstum und Rentabilität nicht im Vordergrund. Eine vernünftige Bewertung ist hier sehr schwierig. Während die IT-Dienstleister mit einem KUV von ca. 1 bewertet werden, entspricht die Marktkapitalisierung der beiden Biotechs ca. das 40-fache des Umsatzes! Brechen berechtigte Hoffnungen auf die erwarteten Umsätze weg, so können die Aktien ganz schnell über 90 % ihres Kurses einbüßen. Solche Risiken lasse sich nur in der Fundamentalanalyse ermitteln und die muss man bei den Kaufentscheidungen beachten.

Dialog Semiconductor kämpft zurzeit mit sinkenden Umsätzen und Gewinnen, ist aber zurzeit und in den nächsten Jahren weit davon entfernt, Verluste zu machen. Trotzdem ist inzwischen ein Bewertungsniveau erreicht worden, welches das Unternehmen unter ihren Buchwert getrieben hat. Mit dem KBV von 0,8 ist also die Aktie günstiger als das verfügbare Eigenkapital des Unternehmens, Fundamental also ein ganz klarer Kauf. Auch wenn die Gewinne sinken, sie werden dafür sorgen, dass das Eigenkapital und damit der Buchwert weiter steigen wird. Irgendwann wird der Markt diese Differenz auch wieder ausgleichen.


Alles in allem muss man festhalten, dass man in der Fundamentalanalyse wichtige Informationen über das Unternehmen gewinnen kann und diese auch bei den Kaufentscheidungen beachten muss. Die Kaufentscheidung treffe ich deswegen anhand der technischen Trendanalyse unter Berücksichtigung der fundamentalen Analyse.